Rallye Monte-Carlo

Die Rallye Monte Carlo verknüpft Glamour und Abenteuer wie kein anderes Event in der Welt des Motorsports. Vor über hundert Jahren ins Leben gerufen, um im Winter reiche Kunden nach Monaco ins Casino zu locken, hat sie bis heute überlebt. In ihren goldenen Jahren waren die eisigen Straßen des Turini-Passes der Schauplatz erbitterter Konkurrenzkämpfe zwischen Porsche und den blauen Alpinen - begleitet von Longines als Zeitmesser.
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Rauno Aaltonen (SF)/Liddon (UK) in einem Mini Cooper S, Gewinner der Rallye Monte Carlo 1967.
1949-1985
In der Dunkelheit der Nacht mit Geschwindigkeiten von 160 km/h seitwärts über schmale, schneebedeckte Straßen zu driften, zwischen Bäumen und Felswänden, ist nicht jedermanns Sache. In keiner anderen Motorsportart hängt so viel vom Können des Fahrers ab. Die Rallye Monte Carlo (offiziell Rallye Automobile de Monte-Carlo) ist eine der weltweit schwierigsten Prüfungen im Motorsport. Sie findet jeweils im Januar statt, wenn die Alpenpässe und viele Straßen mit Schnee bedeckt sind. Die 1911 gegründete Rallye Monte Carlo startete ursprünglich von verschieden Punkten in Europa aus zum Endziel Monte Carlo an der französischen Riviera. Im Casino des Fürstentums herrschte im Winter jeweils gähnende Leere, was einige einfallsreiche Monegassen dazu bewog, ein Sportereignis für die Reichen zu organisieren. In den Anfängen ging es nicht so sehr um absolute Geschwindigkeit, sondern um die Zähigkeit und Ausdauer von Mensch und Maschine.

1949 wurde die erste Ausgabe nach dem Zweiten Weltkrieg ausgetragen - mit Longines als offiziellem Zeitnehmer.
Die Zusammenarbeit sollte über mehr als 30 Jahre fortdauern. Im Laufe der Jahre gewannen die Faktoren Geschwindigkeit und Zeit bei der Rallye mehr und mehr an Bedeutung, wenngleich die Fahrer weiterhin auf öffentlichen Straßen unterwegs waren. 1953 wurde die erste Wertungsprüfung eingeführt: Die Zeit der Teilnehmer wurde bei der Passüberquerung auf einer 14,5 Kilometer langen Strecke, die für den öffentlichen Verkehr geschlossen wurde, gestoppt. Eine Aufgabe, die oft durch Schnee und Eis zusätzlich erschwert wurde.

Dies war auch am 22. Januar 1971 der Fall, als insgesamt 248 Teams in zehn Städten (darunter Oslo, Athen oder Warschau) zur 40. Rallye Monte Carlo aufbrachen. Porsche hoffte auf einen vierten Sieg in Folge, doch die Dinge liefen nicht nach Plan. Ausgiebiger Schneefall in den Alpen machte die Rallye noch schwieriger als in den anderen Jahren. Von den 248 Teams am Start schafften es nur gerade 22 bis ins Ziel.
Gewinner der Rallye Monte Carlo 1970: Björn Waldegård (S) / Lars Helmer (S) am Steuer eines Porsche 911 S/T.
Die Zeitmesser von Longines am Rallye Monte Carlo 1961: im Einsatz stehen die speziell für den Rallyesport entwickelten Printogines-Geräte.
Entscheidend für den Sieg waren die 17 Wertungsprüfungen. Eine dieser Prüfungen führte die Konkurrenten nachts über den 1607 Meter hohen Turini-Pass. Tausende von Zuschauern warteten gespannt auf die driftenden Rallye-Autos. Um der eisigen Kälte zu trotzen, zündeten sie Holzfeuer an, vertraten ihre Füße und warfen unerkannt ein paar Schneebälle auf die Mützen der Gendarmen. Andere zupften nostalgisch an einer Gitarre - und wähnten sich an einem Woodstock des Automobilsports. Aus dem Nichts tauchte plötzlich ein grelles gelbes Licht auf und schoss durch den Schnee. Die Strasse wurde hell und inmitten von Menschengeschrei pflügte sich ein blauer Alpine A110 durch das Schneegestöber.

Ove Andersson steuerte seine blaue Flunder mit Vollgas und mit durchdrehenden Rädern kämpfend auf einen schmalen Engpass zu. Heulend und dröhnend schoss der niedrige Sportwagen in die Dunkelheit der Nacht, begleitet von den Rufen der Fans. Am Ende des 23 Kilometer langen Abschnitts registrierte Longines eine Zeit von 22 Minuten und 49 Sekunden.
Die Strecke hatte bislang noch keiner rascher zurückgelegt. «Ich bin noch nie so schnell auf eisigen Strassen gefahren», sagte Beifahrer David Stone (UK) im Ziel. Der Schwede Björn Waldegård, der beste Porsche-Pilot, brauchte knapp 30 Sekunden länger.

Sein Wagen, der neue Typ 914/6 mit MIttelmotor, erwies sich stärker auf Asphalt als auf Schnee. Nach einem Kampf von mehr als 66 Stunden und über 5500 Kilometern wurde der Schwede Ove Andersson in seinem ultraleichten Alpine (ca.700 kg) mit kleinem 160-PS-Motor im Heck zum Sieger erkoren. Hinter ihm folgte das französische Fahrerduo Jean-Luc Thérier und Marcel Callewaert, das ebenfalls einen Alpine A110 fuhr. Björn Waldegård schnitt gemäß Longines-Zeitmessung mit seinem Porsche 914/6 als Dritter ab, zeitgleich mit dem Alpine A110 von Jean-Claude Andruet. Der Plan von Porsche, den Absatz seines neuen Mittelmotormodells zu stimulieren, war nicht aufgegangen. Im Jahr darauf triumphierte Sandro Munari (I) in seinem Lancia Fulvia HF an der Rallye Monte Carlo, während Alpine 1973 nochmals einen Dreifachsieg feiern konnte.
Rallye Monte Carlo 1971: Jean-Luc Thérier und Marcel Callewaert in einem Alpine A110 1600. Sie beendeten das Rennen auf Platz zwei.