1953-1990
Als Steve McKinney 1974 auf der steilen Abfahrtpiste oberhalb von Cervinia (Italien) debütierte, war es der verschworenen Gruppe der Speed-Skifahrer nicht ganz klar, was der schlacksige amerikanische Hippie am legendären Wettkampf um den "Kilometro Lanciato" (fliegender Kilometer) zu suchen hatte. McKinney bat einen italienischen Rennläufer, ihm die Skier für das Rennen zu leihen. Der Italiener reagierte zunächst amüsiert, doch dann willigte er zögernd ein, seine teuern Skier einem Fremden zu geben, der mit seinen 1,92 Metern und den langen Haaren wie ein Wikingerkrieger aussah. Kurz darauf raste McKinney die schnurgerade Strecke schneller als alle anderen herunter und stellte mit 189 km/h einen neuen Weltrekord auf.
Wie schaffte er das? «Ich entdeckte den mittleren Weg der Stille in der Geschwindigkeit, die Ruhe in der Angst, und ich hielt länger und ruhiger durch als je zuvor», konstatierte McKinney 1975 in einem Artikel für das «SKI Magazine».
Bei den Spitzengeschwindigkeiten, die er auf seinen Skiern erreichte, könnte ein Sturz gefährliche Verbrennungen zur Folge haben, da sich sein aerodynamischer Kunststoffanzug bei der Reibung mit Schnee entzünden würde.
Wie schaffte er das? «Ich entdeckte den mittleren Weg der Stille in der Geschwindigkeit, die Ruhe in der Angst, und ich hielt länger und ruhiger durch als je zuvor», konstatierte McKinney 1975 in einem Artikel für das «SKI Magazine».
Bei den Spitzengeschwindigkeiten, die er auf seinen Skiern erreichte, könnte ein Sturz gefährliche Verbrennungen zur Folge haben, da sich sein aerodynamischer Kunststoffanzug bei der Reibung mit Schnee entzünden würde.
«Es ist möglich, dass man vor und manchmal auch nach dem Rennen Angst verspürt, aber nicht mittendrin. Dafür fehlt die Zeit», meinte McKinney dazu.
Als Jugendlicher entwickelte er ein rheumatisches Fieber, das ihn beinahe einen ganzen Sommer lang lähmte. Doch statt in Selbstmitleid zu versinken, suchte McKinney Ablenkung in Büchern und Musik. Er verbrachte Stunden mit Lektüren über Spiritualität, Geschichte und mit dem Auswendiglernen von Gedichten. «Es war diese introspektive, spirituelle Seite, die seine sportliche Leidenschaft nährte. Seine Fähigkeit, aller Gefahr zu trotzen, um außergewöhnliche Erfolge zu erzielen, beruhte eher auf einer stillen, geistigen Kraft, als auf einem unbändigen Drang zur Selbstdarstellung, der zahlreiche Extremsportler antreibt», erklärte seine Schwester Tamara McKinney.
Auch sie war eine talentierte Skirennfahrerin, die in 18 Weltcuprennen als Siegerin durchs Ziel fuhr.
Als Jugendlicher entwickelte er ein rheumatisches Fieber, das ihn beinahe einen ganzen Sommer lang lähmte. Doch statt in Selbstmitleid zu versinken, suchte McKinney Ablenkung in Büchern und Musik. Er verbrachte Stunden mit Lektüren über Spiritualität, Geschichte und mit dem Auswendiglernen von Gedichten. «Es war diese introspektive, spirituelle Seite, die seine sportliche Leidenschaft nährte. Seine Fähigkeit, aller Gefahr zu trotzen, um außergewöhnliche Erfolge zu erzielen, beruhte eher auf einer stillen, geistigen Kraft, als auf einem unbändigen Drang zur Selbstdarstellung, der zahlreiche Extremsportler antreibt», erklärte seine Schwester Tamara McKinney.
Auch sie war eine talentierte Skirennfahrerin, die in 18 Weltcuprennen als Siegerin durchs Ziel fuhr.
Steve McKinney beim Skifahren am Mammoth Mountain (Ostkalifornien) in den 1970ern – in seinem unverkennbaren Stil: schnell und waghalsig.
1972 begann sich McKinney für das Speedskiing zu interessieren. Erste Pläne für eine Teilnahme am Geschwindigkeitsrennen in Cervinia wurden aber durch einen Kletterunfall, bei dem er sich den Rücken brach, zunichte gemacht. Im darauffolgenden Jahr verbrachte der Skisportrebell die meiste Zeit in einem Gipskorsett.
Einmal mehr hatte McKinney Zeit zum Lesen. Dabei eignete er sich nicht nur die Techniken des Speed-Skifahrens, sondern auch Kenntnisse über den Buddhismus an. 1974 war er bereit, um in Cervinia den Geschwindigkeitsweltrekord zu brechen. McKinney hatte keinen Coach, hielt sich aber mit Yoga, Skitouren um den Lake Tahoe und Felsklettern in Form. «Es beruhigt mein Gemüt, damit ich schnell richtig handeln kann», sagte er.
Am 1. Oktober 1978 stand McKinney am Start der Abfahrtspiste von Portillo in den chilenischen Anden, auf seinem Kopf ein pechschwarzer Helm und an den Füßen ein Paar 235 Zentimeter lange Ski. «Je schneller sich mein Körper bewegt, desto langsamer scheint mein Verstand zu arbeiten», sagte er. «Bei zunehmender Geschwindigkeit schwindet alles, kein Gedanke, kein Geräusch, keine Vision, keine Vibration. Was bleibt, ist Instinkt und Vertrauen.»
McKinney legte los. Es war wie ein Sprung von der Klippe, fast wie im freien Fall: Auf den ersten 800 Metern betrug die Hangneigung 80%. Anders wäre es nicht möglich gewesen, aus eigener Kraft, in so kurzer Zeit, auf eine so hohe Geschwindigkeit zu beschleunigen.
Einmal mehr hatte McKinney Zeit zum Lesen. Dabei eignete er sich nicht nur die Techniken des Speed-Skifahrens, sondern auch Kenntnisse über den Buddhismus an. 1974 war er bereit, um in Cervinia den Geschwindigkeitsweltrekord zu brechen. McKinney hatte keinen Coach, hielt sich aber mit Yoga, Skitouren um den Lake Tahoe und Felsklettern in Form. «Es beruhigt mein Gemüt, damit ich schnell richtig handeln kann», sagte er.
Am 1. Oktober 1978 stand McKinney am Start der Abfahrtspiste von Portillo in den chilenischen Anden, auf seinem Kopf ein pechschwarzer Helm und an den Füßen ein Paar 235 Zentimeter lange Ski. «Je schneller sich mein Körper bewegt, desto langsamer scheint mein Verstand zu arbeiten», sagte er. «Bei zunehmender Geschwindigkeit schwindet alles, kein Gedanke, kein Geräusch, keine Vision, keine Vibration. Was bleibt, ist Instinkt und Vertrauen.»
McKinney legte los. Es war wie ein Sprung von der Klippe, fast wie im freien Fall: Auf den ersten 800 Metern betrug die Hangneigung 80%. Anders wäre es nicht möglich gewesen, aus eigener Kraft, in so kurzer Zeit, auf eine so hohe Geschwindigkeit zu beschleunigen.
Es dauerte nur einige Atemzüge, bis der Skirennläufer in seinem hauteng sitzenden Anzug die erste Lichtschranke passierte - und weniger als zwei Sekunden später am zweiten Sensor in 100 m Entfernung vorbeizischte. Die Longines-Zeitschranken maßen die exakte Zeit auf die Tausendstelsekunde genau und berechneten einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord von 200,222 Kilometern pro Stunde.
Der Großmeister des Speed-Skifahrens stellte noch weitere Rekorde auf, als er 1982 die 201,200-km/h-Marke und 1987 die 209,800-km/h-Marke erreichte. Derweil hatte der sportbegeisterte McKinney eine neue Leidenschaft entdeckt: das Hängegleiten. Doch die üblichen Startplätze genügten ihm nicht, er war auf der Suche nach der ultimativen Abflugrampe. Der begeisterte Bergsteiger nahm 1986 seinen Hängegleiter mit auf den Westgrat des Mount Everest auf eine Höhe von 7925 Metern - und segelte als Erster mit einem Hängegleiter vom Dach der Welt hinunter.
Schneller Skifahren als alle anderen, von den höchsten Bergen hinunterfliegen, den Rücken bei einem Kletterunfall brechen – McKinney hat das Schicksal immer wieder herausgefordert. Am Ende wurde sein Schicksal jedoch nicht durch ein gewagtes Abenteuer, sondern durch einen banalen Verkehrsunfall - ohne eigenes Verschulden - besiegelt. In einer nebligen Novembernacht im Jahr 1990 parkte McKinney auf der Rückfahrt von Tahoe am Rand einer Autobahn, um eine kurze Pause einzulegen, als plötzlich ein Fahrzeug von hinten in seinen Wagen krachte. McKinney überlebte den Aufprall nicht.
Der Großmeister des Speed-Skifahrens stellte noch weitere Rekorde auf, als er 1982 die 201,200-km/h-Marke und 1987 die 209,800-km/h-Marke erreichte. Derweil hatte der sportbegeisterte McKinney eine neue Leidenschaft entdeckt: das Hängegleiten. Doch die üblichen Startplätze genügten ihm nicht, er war auf der Suche nach der ultimativen Abflugrampe. Der begeisterte Bergsteiger nahm 1986 seinen Hängegleiter mit auf den Westgrat des Mount Everest auf eine Höhe von 7925 Metern - und segelte als Erster mit einem Hängegleiter vom Dach der Welt hinunter.
Schneller Skifahren als alle anderen, von den höchsten Bergen hinunterfliegen, den Rücken bei einem Kletterunfall brechen – McKinney hat das Schicksal immer wieder herausgefordert. Am Ende wurde sein Schicksal jedoch nicht durch ein gewagtes Abenteuer, sondern durch einen banalen Verkehrsunfall - ohne eigenes Verschulden - besiegelt. In einer nebligen Novembernacht im Jahr 1990 parkte McKinney auf der Rückfahrt von Tahoe am Rand einer Autobahn, um eine kurze Pause einzulegen, als plötzlich ein Fahrzeug von hinten in seinen Wagen krachte. McKinney überlebte den Aufprall nicht.
Steve McKinney feiert 1974 seinen ersten Sieg in Cervinia (Italien).
McKinney bricht 1978 in Portillo (Chile) die 200-km/h-Rekordmarke.
1971
Steve McKinney stösst als Abfahrtsspezialist zum US-Skiteam.
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1974
Er gewinnt das Speedrennen «Kilometro Lanciato» (fliegender Kilometer) in Cervinia (Italien) mit einer Geschwindigkeit von 189,5 km/h und stellte damit einen neuen Weltrekord auf.
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1978
McKinney entwirft gummierte Skianzüge und spezielle aerodynamische Helme, die sich beide zur Standardausrüstung für den Speed-Skisport entwickelt haben.
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1984
Dem Speed-König und seinem Freund Jim Bridwell gelingt erstmals die Skiabfahrt vom Denali (Mount McKinley, 6190 Meter).
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1987
McKinney stellt mit 209,8 km/h seinen letzten Weltrekord im Speedskiing auf.
Steve McKinney nach seinem Sieg des «Kilometro Lanciato» (fliegender Kilometer) in Cervinia (Italien), wo er mit einer Geschwindigkeit von 189,5 km/h einen neuen Weltrekord aufstellte.